Elektroauto-News #86

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Strompreis steigt, Merit-Order, Insolvenz Energieversorger, VW Akkucamp, Tesla ohne Schalthebel, Toyota bZ3, Rimac Elektrosystem, Mercedes EQS SUV, NIO ET7

Strompreis steigt, Merit-Order

Die Energiekosten steigen gerade massiv, das bekommt wohl jeder von uns mit, in vielen Lebensbereichen sind die Preissteigerungen spürbar. Da es hier um Elektroautos geht, wollen wir uns die Situation bei den Ladeanbietern und das Thema Strom genauer ansehen.  

Bereits vor rund einem Jahr stiegen beim deutschen Energieanbieter EnBW die Preise um bis zu 10 Cent pro kWh an, das entspricht zum Beispiel beim Vielladertarif an AC-Stationen einer 25%igen Preissteigerung an Nicht-EnBW-Stationen. Auch beim normalen Haushaltsstrom zahlt man bei EnBW derzeit mindestens 53,05 Cent pro kWh bei einem Einpersonenhaushalt, das ist richtig viel, vor allem, weil das Unternehmen mit 100 % Ökostrom wirbt und Ökostrom doch nicht so viel teurer geworden ist, oder? Darauf gehen wir gleich noch näher ein.

Zunächst schauen wir einmal, was derzeit bei anderen Energieanbietern mit den Preisen passiert: So sind auch andere Länder nicht geschützt vor massiven Preiserhöhungen. Wien Energie in Österreich hebt die Ladekosten ebenfalls an, hier sogar um satte 56 % im schlimmsten Fall. So kostet seit dem 1.9. eine Stunde laden an 11-kW-Wien-Energie-Stationen statt 2,90 € nun 4,50 € pro Stunde. Wer also 4 Stunden lang lädt, zahlt demnach ganze 18 €, wo bisher Kosten von 11,52 € angefallen sind. Auch im Nachttarif, der ja äußerst attraktiv war und vielen E-Auto-Fahrern in Wien das Leben versüßt hat, hat es leider Preiserhöhungen gegeben.

Noch erhöhen nicht alle Anbieter die Ladepreise, aber wie lange sind wir Kunden noch vor Preissteigerungen geschützt? Sicher ist, dass etwas gegen diesen Preiswahnsinn getan werden muss. Schließlich werben die meisten Anbieter mit 100 % Ökostrom, also einer Produktionsquelle, die eigentlich nicht oder bei Weitem nicht so stark von den aktuellen Geschehnissen rund um den Energiemarkt betroffen sein dürfte.

Merit-Order

Das Problem: Strom wird auf einer Strombörse gehandelt und sowohl in Deutschland als auch zum Beispiel in Österreich wird auf das sogenannte Merit-Order-Prinzip gesetzt. Vereinfacht gesagt ist dieses System am Strommarkt dafür verantwortlich, dass wir diese hohen Preise überhaupt haben, denn nach diesem Prinzip orientiert sich der Strompreis immer an der teuersten Produktionsquelle.
Denn das letzte Kraftwerk, das noch gebraucht wird, um den Strombedarf zu decken, bestimmt den Strompreis, den dann alle Anbieter pro Megawattstunde erhalten. Vielleicht noch einmal zum besseren Verständnis: Die Börse sortiert die Einsatzreihenfolge der Kraftwerke nach den variablen Kosten – das sind vorwiegend die Erzeugungskosten. Man beginnt mit dem Günstigsten, nämlich Wasserkraft, dann kommt Wind und Sonnenkraft, dann die Kernkraft und dann die Braunkohle. Steigt die Nachfrage weiter, dann lässt die Strombörse auch die teuersten Möglichkeiten - also Steinkohle- und Gaskraftwerke dazuschalten und das Kraftwerk, das zuletzt hinzugeschaltet wird, bestimmt den gesamten Preis.
Das finden wir absurd. Weil immer auch Gaskraftwerke gebraucht werden, um den Strombedarf in Deutschland oder der EU zu decken, ist der Strompreis wegen des massiv gestiegenen Gaspreises ebenfalls gestiegen. Im Gleichtakt sozusagen.

Warum die Gaspreise so gestiegen sind: Russischer Angriff auf die Ukraine, die damit verbundenen Sanktionen und Russland reduziert die Gaslieferungen teils deutlich. Das lässt die Gaspreise so horrend steigen. Doch eigentlich dürfte sich das so nicht 1 zu 1 auf alle Energieversorger umlegen lassen, insbesondere jene, die 100 % Ökostrom zur Verfügung stellen. Doch Merit-Order bestimmt derzeit den Preis.

Und hier möchten nun Politiker von immer mehr europäischen Regierungen handeln. So soll der Strompreis nun nicht mehr dem Merit-Order-Prinzip folgen, sondern von dem System entkoppelt werden und damit eben auch vom Gaspreis. In manchen Ländern wie zum Beispiel Spanien oder der Schweiz ist dies bereits jetzt der Fall. Hier sieht man dann auch sehr deutlich, dass vor allem in der Schweiz ein hoher Anteil an erneuerbaren Energien die Stromrechnung stark verbilligt. Und das, obwohl Gaskraftwerke auch in der Schweiz noch in Verwendung sind. Für Österreich könnte dank des ebenfalls sehr hohen Anteils an erneuerbaren Energien die Stromrechnung um gut 60 % günstiger sein und auch in Deutschland wären große Einsparungen umsetzbar.

Leider wird dieses System aber nicht von heute auf morgen funktionieren, gerade wenn es eine gesamteuropäische Lösung sein soll. Was also kurzfristig machen, um den explodierenden Preisen Einhalt zu gebieten?

Hier soll schon ab Herbst, also in wenigen Wochen, eine Strompreisbremse kommen. Das geht ein gutes Stück schneller, sagt man uns, da hier vorerst jedes Land seine eigenen individuellen Beschlüsse fassen kann.

Grundsätzlich geht es aber immer um dasselbe Ziel bei diesem Modell:

Man möchte einerseits einen Basisverbrauch zu einem günstigen Preis auf Vorkriegsniveau sicherstellen, das Ganze möglichst unbürokratisch abwickeln sowie andererseits auch inflationsdämpfende Effekte erzielen. Das heißt, dass der notwendige Strombedarf leistbar bleiben würde, aber der Verbraucher dennoch angehalten wird, Energie zu sparen.

Unseres Erachtens ist nicht eine Strompreisbremse die Lösung, sondern die rasche Entkoppelung vom Merit-Order-Prinzip. Denn das hat so lange gut funktioniert, wie alle Stromerzeuger ihre “Ware” zu ähnlichen Preisen angeboten haben, doch der Gaspreis verzerrt derzeit den Strompreis erheblich.

"Energie sparen!", liest und hört man immer häufiger, aber wie ist das beim Strom - kommt es also zu einer Stromknappheit und was bedeutet das für die Elektromobilität?

Nun, den großen Blackout hatten wir in Europa zum Glück noch nicht, auch wenn es schon viele seit langem ankündigen. Mancherorts treten aber durchaus lokale Stromausfälle auf. Der Energiemarkt und die Politik schreien "Sparen, wo es geht" und damit ist auch Strom gemeint.
Ist es da nun sinnvoll, unser Elektroauto stehen zu lassen?
Es gibt tatsächlich Stimmen, die genau das als Lösung vorschlagen – die Mehrheit sieht das allerdings kritisch, da Mobilität auch ein Grundbedürfnis des Menschen ist. Und ehrlich, wir wissen ja mittlerweile, wie viel Strom bei der Produktion und in den Pipelines in Europa für die Bereitstellung des Kraftstoffs für Benziner und Diesel benötigt wird, da kann man die E-Auto-Fahrer bitte nicht alleine für den Stromverbrauch verantwortlich machen. Wer die Zahlen und Daten noch nicht kennt, sollte sich jetzt unbedingt diesen Faktencheck hier ansehen. Für die Zukunft und das Wohlbefinden des Planeten und der Menschen darauf ist es wichtig, alternative Antriebe zu fördern, daher sollten wir jetzt umso mehr auf E-Mobilität setzen.

Insolvenz Energieversorger

Wir wollen noch kurz der Frage auf den Grund gehen, was denn eigentlich passieren würde, wenn ein Energieversorger, der auch Ladeinfrastruktur betreibt, insolvent gehen würde. Das mag weit hergeholt wirken, doch ein solches Szenario ist möglicherweise näher, als wir denken. Der eine oder andere Energieversorger kämpft schon jetzt damit, finanzielle Sicherheiten für die nächsten Wochen herzustellen, von bis zu 6 Milliarden Euro benötigtem Geld ist die Rede. Würden im Worst-Case-Szenario damit womöglich Hunderte oder gar Tausende Ladepunkte von einem Tag auf den nächsten wegfallen?

Nun, ganz so schnell würde das wohl nicht passieren, denn zunächst wäre in diesem konkreten Fall die Regierung am Zug, finanzielle Mittel zur Verfügung zu stellen. Denn sonst wären mehrere Millionen Kunden und Haushalte und nicht nur Ladestationen betroffen. Bei einem kleineren und privaten Anbieter könnte ich mir vorstellen, dass dieser ziemlich rasch aufgekauft werden würde und damit die Ladestationen weiterhin verfügbaren wären oder vielleicht für einen kurzen Zeitraum umgestellt werden.

Also keine Angst, würden wir sagen, so schnell wird es nicht passieren, dass plötzlich Tausende Ladepunkte wegfallen und E-Autofahrer nicht mehr laden können.

VW Akkucamp

VWs Motorenfabrik in Salzgitter soll in den nächsten Jahren zum weltgrößten Trainingscamp für Akkutechnologie werden. 2 Milliarden Euro werden in die Umwandlung investiert und schon ab 2025 soll die Zellfertigung starten. Die 2.500 Mitarbeitenden sollen entsprechend umgeschult werden, sodass keine Arbeitsplätze verloren gehen – bei 500 Beschäftigten ist das bereits geschehen. Tolle Sache, dass VW jetzt solch eine große Fabrik komplett von der Entwicklung von Verbrennungsmotoren umstellt auf Elektromobilität.

Tesla ohne Schalthebel

Tesla hat nun tatsächlich Fotos vom Semi-Truck-Cockpit veröffentlicht und daran ist etwas seltsam. Auf den bisherigen Bildern waren ja vielerlei Bedienelemente aus dem Model 3 und Y vorhanden, so unter anderem die Displays oder auch die Bedienhebel hinter dem Lenkrad. Und genau da wird es jetzt spannend, denn die neuesten Aufnahmen zeigen das Cockpit des Lkws nun ganz ohne diese Hebel, also wie beim neuen Model S und X. Die Bedienelemente für den Blinker, das Licht oder den Scheibenwischer sind nun am Lenkrad.
Das lässt jetzt Spekulationen aufkommen, ob nicht auch die Modelle 3 und Y ein Update erhalten könnten und Tesla sein “hebelloses” Cockpit in alle Modelle bringen möchte.
Also wir mögen das schlichte Tesla-Cockpit, aber derart schlicht wäre sogar für uns gewöhnungsbedürftig. Mal sehen, wie uns das Konzept gefällt, wenn wir das neue Model S testen.

Toyota bZ3

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Toyota bZ3

Toyota will in China mit einer Elektro-Limousine namens bZ3 starten. Zwei Versionen mit 135 kW oder 180 kW Motorleistung soll es demnach geben. Motoren und Batterie sollen von BYD geliefert werden, wobei beim Akku auf eine LFP-Variante gesetzt wird. Weitere Daten zur Akkugröße und Reichweite sind noch nicht bekannt. Angesichts der Ankündigung, dass Toyota bis 2030 dreißig BEV-Modelle anbieten will, dürfte es aber nicht mehr allzu lange dauern, bis der bZ3 auf den Markt kommt und sehr wahrscheinlich auch außerhalb Chinas angeboten wird.

Rimac Elektrosystem

Auch Hersteller wie Ferrari, Bugatti oder auch Porsche müssen dem Puls der Zeit folgen und auf nachhaltige Elektromodelle umstellen. Bei Porsche gibt es ja schon den Taycan und bald den Macan EV – beim 911er oder eben auch bei den Traditionsmarken Ferrari und Bugatti soll das kroatische Start-Up Rimac den alteingesessenen Herstellern unter die Arme greifen. Das hauseigene aktuelle Elektrosystem von Rimac stellt Leistungen zwischen 1.000 und 1.200 PS zur Verfügung und stellt so ziemlich alles in den Schatten, was es weltweit gibt. Daher soll Rimac in den nächsten Jahren auch bei den neuen Ferrari- und Bugatti-Modellen mit diesem Elektrosystem aushelfen.
Dass nun auch vom Porsche 911, einer Legende der Automobilgeschichte, die Rede ist, erstaunt uns dann doch. Wir haben geglaubt, dass Porsche den 911 so lange wie möglich als Verbrenner weiterbauen wird.

Mercedes EQS SUV

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Mercedes EQS SUV (Quelle: Mercedes)

Mercedes startet mit der Produktion des EQS SUV, also der SUV-Luxusversion des EQS oder dem Elektropendant zum GLS. Ab sofort wird das Riesen-SUV im amerikanischen Alabama gebaut und somit auch noch vor Jahresende seine ersten Kunden erreichen. Das Interieur des EQS SUV ist in vielen Belangen sehr ähnlich zum normalen EQS, bietet aber deutlich mehr Platz sowie eine dritte Sitzreihe und ein größeres Kofferraumvolumen. Auch das EQE SUV soll noch 2022 in die Produktion gehen.

NIO ET7

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NIO ET7 Erlköng

Zwei Erlkönige des NIO ET7 sind aufgetaucht. Sie waren sogar mit deutschen Kennzeichen unterwegs, wurden aber in Polen gesichtet. Eigentlich ist Polen kein Startmarkt für das Modell ET7. Vielleicht überlegt sich NIO aber schon jetzt eine Expansion in weitere europäische Länder. Da NIO durchaus spannende Konzepte vorgestellt hat, wäre das eine gute Nachricht.


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